Hans Heinrich Müller

20.4.1879 Grätz - 7.12.1951 Berlin
Grabstätte: Parkfriedhof Lichterfelde

Tätigkeit: Architekt

Nach der Reifeprüfung in Lissa / Provinz Posen (Poznan) geht er ein Semester nach Breslau zur Maschinenbaulehre in die dortige Eisenbahnhauptwerkstatt und lässt sich am 5. Oktober 1898 an der Königlich Technischen Hochschule Charlottenburg im Fach Maschinenbau immatrikulieren. Bereits im März 1899 wechselt er zur Architektur, 1903 schließt er sein Studium in Berlin erfolgreich ab.
1904 erfolgt eine Ausbildung zum Regierungsbauführer bei Bauinspektor Timmermann und den Architekten Breslauer & Salinger. 1905 arbeitet Müller bei Baurat Körner an der Neuanlage des Botanischen Gartens in Groß-Lichterfelde.

Mit Luise Mehring heiratet er eine Nichte des Schriftstellers und Politikers Franz Mehring; die Eheleute ziehen nach Steglitz in die Elisenstraße 7. Nach der 2. Hauptprüfung wird er 1909 Regierungsbaumeister im Preußischen Kultusministerium, bald darauf erhält er die Stelle als Steglitzer Gemeindebaumeister. Müller entwirft das Gemeindekraftwerk am Teltowkanal, mit dessen Direktor und späteren Vorstandsvorsitzenden der BEWAG, Martin Rehmer, ihn dann eine lebenslange Freundschaft verbindet. Nach Kriegsteilnahme erfolgt der Umzug in eine Dienstwohnung in dem von Hans Heinrich Müller entworfenen Finanzamt in der Rothenburgstraße 17 in Steglitz.
Bei der Eingemeindung zu Groß-Berlin wird die Stelle des Gemeindebaumeisters in Steglitz abgebaut, Müller wird Stadtrat in Neukölln.

1922 stirbt seine Ehefrau; zwei Jahre später heiratet er deren Schwester Susanne Mehring. Er wird leitender Architekt der BEWAG, in seinem Baubüro absolviert Julius Posener sein Praktikum, 1929 kommt der Poelzig-Schüler Egon Eiermann als Angestellter in die Bauleitung der BEWAG und realisiert dort seinen ersten Entwurf.
Müller ist maßgeblich am Bauprogramm zur Stromverteilung in Berlin beteiligt, bei der Fertigstellung endet seine feste Bindung zur BEWAG. Nach Mitarbeit bei der Reichsbahnbaudirektion (ab 1938), beim Baubüro für Fliegerschädenbeseitigung (1943) übernimmt er von 1945-1949 die Leitung des Amtes für Stadtplanung in Steglitz.
Seine Frau stirbt 1950, er folgt ihr am 7. Dezember 1951 im Alter von 72 Jahren nach; die von ihm entworfene Familiengrabstelle auf dem Lichterfelder Parkfriedhof ist leider 1972 verschwunden.

Auswahl des Werkverzeichnisses:
1909/10 Gemeindeschule Steglitz, Karl-Stieler-Straße
1910/11 Elektrizitätswerk Steglitz, Birkbuschstraße
1911/12 Auguste-Viktoria-Lyzeum, Steglitz, Rothenburgstraße 18
Steuerverwaltungsgebäude, Steglitz, Rothenburgstraße 16-17
Gemeindeschule Steglitz, Gritznerstraße 21-23
Umbau des Stadtparkrestaurants Steglitz
Umbau des Ratskellers Steglitz
1913/14 Bismarck-Oberlyzeum, Steglitz, Sachsenwaldstraße 20-21,
1913/15 Wasserturm Bergstraße
1920/21 Schlossparktheater, Steglitz
1924/26 Abspannwerk Kottbusser Ufer/Paul-Lincke-Ufer, Kreuzberg
1925 Landhaus H.H. Müller, Lichterfelde, Freiwaldauer Weg 32
1926 Umformwerk Koppenplatz, Prenzlauer Berg, Augustastraße 56-57
1927 Stützpunkt Karlsbad, Tiergarten, Am Karlsbad
1927/28 Stützpunkt Christiana, Wedding, Osloer Straße
1927/29 Abspannwerk Leibniz, Charlottenburg, Leibnizstraße
1928 Stützpunkt Köpenick, Lindenstraße 33
1928/29 Gleichrichterwerk Lichtenberg, Herzbergstraße
1930 Gleichrichterwerk Spandau, Breite Straße
1931 Stützpunkt Treptow, Am Treptower Park 15
1933 Abspannwerk Oberspree, Wilhelminenhofstraße
1935 Landhaus Dahlem, Im Dol 5a

Literatur:
Kahlfeld, Paul: "Hans Heinrich Müller, 1879-1951, Berliner Industriebauten", Basel: Birkhäuser Verlag 1992.

Wolfgang Holtz 2003