Joseph Joachim

28. Juni 1831 Kittsee/Burgenland - 15. August 1907 Berlin
Grabstätte: Friedhof der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Gemeinde, Fürstenbrunner Weg

Musikgeschichte im Spiegel der Berliner Friedhöfe - Joseph Joachim
Von Joachim Strunkeit

"Er war ein Mann, nehmt alles nur in allem,
ich werde nimmer seinesgleichen sehn"
Hamlet

Joseph Joachim, ungarischer Violinist und Komponist, war bereits in jungen Jahren ein bedeutender Solist, später ein hervorragender Kammermusiker und so ganz "nebenbei" seit 1868 bis zu seinem Tod Direktor der neu gegründeten Berliner Musikhochschule.

Am 28. Juni 1831 in Kittsee/Burgenland als Sohn des Ehepaares Julius und Fanny Joachim geboren, wuchs er mit sieben Geschwistern im jüdischen Glauben auf. 1833 zog der Kaufmann Julius Joachim zur Gewährleistung einer guten Ausbildung seiner Kinder nach Pest (seit 1872 Stadtteil von Budapest).

Joseph Joachim erhielt in seinem vierten Lebensjahr eine Spielzeuggeige von einem Studenten Stieglitz geschenkt, der ihn mit den Grundbegriffen des Violinspiels vertraut machte. Es offenbarte sich eine außergewöhnliche musikalische Intelligenz des Jungen, sodass er alsbald zur weiteren Unterrichtung dem Konzertmeister der Pester Oper anvertraut wurde. Mit acht Jahren trat er mit seinem Lehrer in einem öffentlichen Konzert auf, unter anderem mit dem Doppelkonzert für zwei Violinen von Friedrich Eck (1820-1881). Ein Erfolg, durch den man ihn bereits in einem Atemzug mit Henri Vieuxtemps (1820-1881), Niccolò Paganini (1782-1840) und Ole Bull (1810-1880) nannte.

Um seine Begabung noch gezielter fördern zu können, wurde eine Übersiedlung nach Wien notwendig. Als Schüler von Georg Hellmesberger (1800-1873), einem bedeutenden Geiger, Lehrer und Dirigent, und ab 1840 von Joseph Böhrn (1795-1876), dem vielleicht bedeutendsten Violinpädagogen des 19. Jahrhunderts, lernte Joachim namhafte Virtuosen wie Heinrich Ernst, Charles-Auguste de Bèriot, Henri Vieuxtemps und die Schwestern Milanollo kennen. Aus gemeinsamen Quartettabenden leitete sich seine Vorliebe zu dieser Spielart ab. Durch familiäre Kontakte nach Leipzig - dort hatte bereits 1835 Felix Mendelssohn Bartholdy die Gewandhauskonzerte übernommen und im April 1843 das Konservatorium gegründet - wechselte Joachim im Frühjahr 1843 an das dortige Konservatorium. Als erstes offenbarte ihm Mendelssohn: der Posaunenengel hat für sein Instrument kein Konservatorium mehr nötig, überhaupt keinen Lehrer zum Violinspiel.[1] Wichtig sei allein der Unterricht in wissenschaftlichen Fächern.

Magister Hering, eine Gelehrtennatur, wurde daraufhin sein Erzieher, unter anderem in Latein, Geschichte und Literatur. Musiktheoretischen Unterricht nahm er bei Moritz Hauptmann. Joachim musizierte vielfach mit Mendelssohn, der ihn zu Auftritten bei Gewandhauskonzerten veranlasste, die ihn zu einer lokalen Berühmtheit avancieren ließen. Anfang des Jahres 1844 unternahm er eine Reise nach London, im Gepäck ein Empfehlungsschreiben von Mendelssohn an den dortigen hannoverschen Gesandschaftssekretär:
"Was Du ihm Gutes tust, das tust Du mir".[2] Über ein Auftreten von Joachim in einem Konzert der Società armonica am 22. April 1844 war in der Zeitschrift "Dramatic and musical review" folgendes zu lesen: "( ... ) der Löwe des Abends war ein dreizehnjähriger Junge namens Joachim, gewiss einer der größten Violinspieler der Gegenwart". Mit dem Violinkonzert von Beethoven unter der Direktion von Mendelssohn am 27. Mai 1844 wurde Joachim zu einer Berühmtheit in England - alle Türen öffneten sich ihm.

Zurück in Leipzig, kam er in nähere Beziehung zu Louis Spohr (1784-1859), dem großen deutschen Komponisten, Violinisten und Dirigenten. Auch zu Robert Schumann entwickelte sich ein inniges Verhältnis, ebenso zu Nils Gade, dein heute noch gespielten dänischen Komponisten, sowie zu Ferdinand Hiller und Julius Reitz. Menschen wie den Mozart-Biographen Otto Jahn und den Historiker Theodor Mommsen zählte er alsbald zu seinen Bekannten. 1846 lernte er in Wien Franz Liszt kennen, den er Zeit seines Lebens verehrte, und in Prag kreuzte Hector Berlioz seinen Lebensweg.

Mit den Worten, "Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn ich Mendelssohn nicht so früh verloren hätte", anlässlich des Todes von Mendelssohn Bartholdy am 4.11.1847, deutete er den Verlust für seine eigene schöpferische Entwicklung an. Nunmehr als Sechzehnjähriger bereits Lehrer am Leipziger Konservatorium, komponierte er das Andantino und Allegro scherzoso für Violine und Orchester op. 1 und die B-Dur Romanze op.2.

Der Tod von Felix Mendelssohn veranlasste ihn, Leipzig zu verlassen und auf Anraten von Franz Liszt als Konzertmeister nach Weimar zu gehen. Dieses kunstsinnige Städtchen, musikalisch geprägt durch Johann Sebastian Bach und Johann Nepomuk Hummel, erwartete den Neuankömmling mit großer Spannung. Viele weitere Musiker verkehrten in der Folgezeit auf der nahegelegenen Altenburg, wo Liszt mit der Fürstin Wittgenstein Hof hielt: Richard Wagner, Joachim Raff, Hans von Bülow - Liszts späterer Schwiegersohn - und Peter Cornelius.

Sie waren Liszt-Getreue und Anhänger der sogenannten Neudeutschen Schule und entwickelten im Laufe der Zeit den Hochmut, die Leipziger Musiker zu Philistern, Pedanten und Absolute Musikmacher abzustempeln. Für Joseph Joachim ergab sich daraus zwangsläufig das Zusammenspiel mit Hans von Bülow, da dieser als ehemaliger Student von Friedrich Wieck, dem Vater von Clara Schumann, auch der Leipziger Schule zugetan war. Es wurden überwiegend Werke von Ludwig van Beethoven, César Franck und Robert Volkmann gespielt.

Das erste öffentliche Auftreten von Joachim in Berlin fand am 13. Dezember 1852 im Königlichen Schauspielhaus in einem Konzert des Sternschen Gesangsvereins mit Beethovens Violinkonzert statt, über das die "National-Zeitung" begeistert berichtete. 1853 berief König Georg V. von Hannover, Neffe der preußischen Königin Luise, Joseph Joachim zum Konzertmeister der welfischen Residenz, damals eine der bedeutsamen Musikstätten Deutschlands. Ein zukunftsorientierter Wirkungskreis tat sich damit auf. 1831 war der Opernkomponist Heinrich Marschner nach Hannover berufen worden, nun erfuhr das Musikleben der Stadt eine weitere Bereicherung. Als Meister großer Opernaufführungen, Dirigent und Solist bei Hofkonzerten gewann Joachim die Gunst des Königshauses und konnte Konzertreisen in fast alle europäischen Länder unternehmen. Auch zum Niederrheinischen Musikfest 1853 trat er an und stieg zum meist anerkannten Violinsolisten Deutschlands auf.

Freundschaften wurden geschlossen, so mit Albert Dietrich (1829-1908), einem heute leider vergessenen Komponisten. Durch den ungarischen Geiger Eduard Reményi lernte er Johannes Brahms (1833-1897) kennen, von dessen musikalischem Wissen und vollendeten Klavierkompositionen er fasziniert war. Ein inniges Verhältnis zueinander und eine lebenslange Freundschaft resultierten daraus, wie die 525 Briefe umfassende Korrespondenz der Freunde belegt. Studien wurden ausgetauscht, neue Werke erörtert.

Am 22. Januar 1859 wurde Brahms' 1. Klavierkonzert in d-moll durch Joachim mit der Königlichen Kapelle in Hannover uraufgeführt. Die tragischen Ereignisse um Robert Schumann, der am 27.Februar 1854 in den Rhein sprang und nach seiner Rettung die letzten Lebensjahre in einer Anstalt in Endenich verbrachte, in der er am 29. Juli 1856 verstarb, band Joseph Joachim und Johannes Brahms fest an Clara Schumann. Die beiden Jünglinge standen ihr in diesen Monaten zur Seite und reiften dabei zu ernsten Männern heran.

In den folgenden Jahren widmete sich Joseph Joachim zur Vervollkommnung seines Allgemeinwissens der zeitgenössischen Literatur. Er las die Werke Eduard Mörikes, des jungen Gottfried Keller und der norddeutschen Lyriker Klaus Groth und Theodor Storm. Seit Gründung eines Streichquartetts im Jahr 1855 durch Joseph Joachim fanden Musikabende statt, deren bemerkenswerteste unter der Leitung Joseph Joachims die Gedenkfeier für Robert Schumann (18.4.1857) und die Benefizveranstaltung zur Errichtung eines Schubert-Denkmals in Bonn (25.4.1863) waren.

Musste aufgrund der zeitlichen Beanspruchung die Kompositionstätigkeit in den Hintergrund treten, entstanden dennoch so hervorragende Werke wie das Konzert für Violine und Orchester op. 11 und das Nocturno für Violine und Orchester op. 12 - noch heute eingespielte CD-Aufnahmen. Bei der ersten Konzertreise nach England im Jahr 1858 feierte Joachim große Erfolge und verbrachte dort fortan jedes Jahr einige Monate. Bei den Quartettveranstaltungen trat er mit Louis Ries, Ludwig Strauß und Alfred Piatti auf und erwarb sich mit Aufführungen der Werke von Johannes Brahms für dessen Anerkennung als Komponist große Verdienste. ln Wien wurde er ab 1861 als ständiger Gast mit oft überwältigender Begeisterung aufgenommen. Seine Erfolge und internationale Anerkennung führten bereits im Jahr 1859 zur Verleihung des Titels eines Konzertdirektors in Hannover.

In Hannover lernte Joseph Joachim 1862 im Haus des Sängers Julius Stockhausen die am Königlichen Opernhaus Hannover verpflichtete Sängerin Amalie Schneeweiß, geboren am 10. Mai 1839 in Marburg i.d. Steiermark, kennen, mit der er sich am 13. Februar 1863 verlobte und die er am 10. Juni 1863 im Beisein der Königin in der Schlosskirche zu Hannover heiratete. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, doch scheiterte die Gemeinschaft an der unüberwindlichen Eifersucht des Ehemannes und wurde 1884 geschieden. Amalie Joachim starb am 3. Februar 1899 nach schwerer Krankheit.

Im Laufe der Jahre hatte sich zwischen Joachim und Graf Platen, dem Intendanten des Hoforchesters in Hannover, ein angespanntes Verhältnis entwickelt, das den Musiker im Februar 1865 bewog, sein Amt niederzulegen. Die gewonnene Ungebundenheit nutzte er zu einer Frankreichtournee von Paris bis Bordeaux. Doch nach der Rückkehr 1866 trat er auf Drängen des Königs wieder in dessen Dienste, wenn auch nur für kurze Zeit: Nach der Einverleibung des Königreiches Hannover in das Königreich Preußen, Kapitulation und Flucht der königlichen Familie am 28. Juni 1866 quittierte Joseph Joachim seinen Dienst erneut. Er hoffte nunmehr in der preußischen Hauptstadt, einen neuen Wirkungskreis zu finden. Im Herbst 1868 übersiedelte er nach Berlin und blieb dort bis zu seinem Tod im Jahr 1907. Mit der Ankunft des Musikers trat der Wendepunkt in der Musikgeschichte Berlins ein. Berlin wurde durch die Tätigkeit Joseph Joachims zur führenden Musikstadt in Deutschland, eine Entwicklung, die bei Betrachtung der musikgeschichtlichen Vergangenheit der Stadt wie eine Erlösung angesehen werden muss.

Noch bei der Gründung der Königlichen Akademie der Künste am 1. Juli 1696 durch den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. hatte der Kunstbereich der Musik keinerlei Berücksichtigung erfahren, da die Musik zu dieser Zeit nur eine untergeordnete Bedeutung besaß. Daran änderte sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts nur wenig. Noch Karl August von Hardenberg, Kurator der Akademie der Künste, bemühte sich im Jahr 1803, die Musikpädagogik einem repräsentativen Institut zuzuweisen, und Wilhelm von Humboldt bemerkte 1809, dass allein die Tonkunst von dem Wirkungskreis der Akademie der Künste ausgeschlossen war. Zwar hatte Carl Friedrich Zelter auf der Akademie 1804 eine Singschule eingerichtet und damit die ersten staatlich unterstützten musikalischen Lehrgänge in Preußen begründet, doch auch seine Berufung zum Professor für Musik 1809 zum Aufbau einer eigenständigen Musikbehörde bei der Akademie ließ nicht den erhofften Durchbruch eintreten. Mehr als ein "Bildungsinstitut für Kantoren und Organisten" mit einem bescheidenen Aufsichtsrecht als übergeordnete Musikbehörde wurde sie nicht.

Es musste ein weiteres halbes Jahrhundert vergehen, bis ein wirkliches Konservatorium - nunmehr unabhängig von der Akademie - in Berlin gegründet wurde, die Lehranstalt für ausübende Tonkunst, die den für notwendig erkannten Aufgaben gerecht werden sollte, so der Beförderung der musikalischen Komposition und Unterrichtung. 1869 erhielt Joseph Joachim die Berufung zum Direktor dieser Institution. Bedeutende Musiker, etwa Clara Schumann, Johannes Brahms und Julius Stockhausen, sollten als Mitarbeiter gewonnen werden, doch scheiterten die aufgenommenen Verhandlungen. Deshalb konnte der Hochschulbetrieb ab Herbst 1869 nur mit Instrumentalklassen, mit dem Unterricht im Violin-, Violincello- und Klavierspiel begonnen werden.

Die Lehrer waren Joseph Joachim und Heinrich de Ahna für Geige, Wilhelm Müller für Violincello, Ernst Rudorff, Alexander Dorn und Karl Haupt für Klavier und Orgel sowie Bruno Härtel für Musiktheorie. Im Januar 1870 trat Friedrich Kiel für Komposition hinzu.

Parallel zum Aufbau der Hochschule leitete Joseph Joachim Quartettabende in der Singakademie, ausschließlich zum Vorteil der Hochschule. Doch König Wilhelm "nicht angängig [fand], dass die Herren an die Staatskasse größere Beträge ablieferten, als ihre Jahresgehälter betrügen-, sie möchten deshalb ihre Konzerte als ein Unternehmen zu eigenem Vorteil einrichten, dessen Blühen und Gedeihen ihn auch in dieser Form mit lebhafter Freude erfüllen würde."[3] Eine königliche Entscheidung.
Die Anstellung als Direktor der Hochschule sicherte Joachim vertraglich das Vorschlagsrecht für die Berufung von Lehrkräften. Zur Vermeidung von Konflikten zwischen dem zuständigen Minister und Joachim gab es ein Kuratorium, bestehend aus den Herren Robert von Kendell, Geheimrat Löger und Friedrich Kiel. Ab 1872 erfolgten die Unterrichtung für sämtliche Orchesterinstrumente, die Berufung von Gesangslehrern und die Gründung eines Vokalchores. Joseph Joachim gelang auch die Berufung des Bach-Biographen und Musikwissenschaftler Philipp Spitta, in den Lehr- und Verwaltungsbereich. Verkörperte Joseph Joachim die künstlerischen Absichten und Ziele der Hochschule nach außen, war Philipp Spitta bis zu seinem frühen Tod 1894 der sach- und fachkundige Berater für die innere Gliederung der Hochschule.

1869, zur Eröffnung der Hochschule, hatte man 19 Schüler gezählt. Ihre Zahl stieg innerhalb von drei Jahren auf über 100 und bis zum Jahr 1890 auf 250 - die von Joachim angestrebte maximale Stärke des Studentenkontigents. Er war ein Gegner jeglichen Fabrikbetriebes. Hervorragende Leistung und Qualität waren für ihn entscheidend. 1873 konnte ein Hochschulorchester gegründet werden, 1884 ein über alle Zweifel erhabener A-Cappella-Chor.

Nachdem im Jahr 1882 die eigenständig bestehenden Abteilungen der Hochschule, Komposition und ausübende Tonkunst, zusammengelegt worden waren, gliederte sich das Institut in vier Abteilungen: Komposition, Gesang, Orchesterinstrumente, Klavier und Orgel. Die Vorsteher der Abteilungen und der Leiter der Verwaltung, Philipp Spitta, bildeten das Direktorium. Der Vorsitz im Direktorium erfolgte im jährlichen Wechsel in alphabetischer Reihenfolge, bis Joseph Joachim ihn bis zu seinem Tod übernahm. Berühmte Vorsteher der Kompositionsabteilung waren Heinrich von Herzogenberg und Woldemar Barghiel. Joachim beging einen großen Fehler, als er nach dem Tod Philipp Spittas dessen Posten als Verwaltungsvorsteher zusätzlich übernahm. Die vielen Konzertreisen und die Fülle der Ehrenämter mussten neben der Unterweisung seiner Studenten im Violinspiel zwangsläufig zu einer Vernachlässigung dieses für die Hochschule so wichtigen Ressorts führen.

Seit der Gründung der Hochschule fanden die Vorlesungen und Übungen in einem Gebäudekomplex am Königsplatz statt, der nur wenig geeignet war. Der angrenzende sogenannte "rote Stall", ein Zweckbau, war für die Übungen des Hochschulorchesters und für Matineen errichtet worden. Erst 1902, gut drei Jahrzehnte nach Eröffnung der Anstalt, erfolgte die Einweihung der von dem Architekten Karl von Groszheim errichteten neuen Hochschule für Musik in der Hardenbergstraße in Anwesenheit des Kaiserpaares. Für Joseph Joachim war dies ein Höhepunkt seines Schaffens in Berlin: Mit 250 Schülern und fünfzig Lehrkräften konnte er das neue Domizil beziehen.

Die Wohnstätten von Joseph Joachim in Berlin waren recht zahlreich. Nach seiner Ankunft in Berlin wohnte er kurze Zeit in der Potsdamer Straße, wechselte dann in die Eichen-Allee, die später "In den Zelten" genannt wurde, und ließ dann ein eigenes Haus in der Beethoven-Straße im Alsenviertel errichten. Nach der Trennung von seiner Frau veräußerte er dieses und zog in die Friedrich-Wilhelm-Straße 5, von dort in die Bendlerstraße 17, wechselte in die Grolmannstraße 42, um schließlich im Haus Kurfürstendamm 217 die Unterkunft zu finden, die er bis zu seinem Tod am 15. August 1907, hervorgerufen durch einen Strahlenpilz, bewohnte.

Joseph Joachim erfuhr insbesondere als Vortragskünstler viele Ehrungen: 1889 zum fünfzigsten Jahrestag seines ersten Auftretens in Pest, 1899 zu seinem sechzigjährigen Künstlerjubiläum und dem dreißigsten Jahrestag als Gründer, Direktor und Lehrer der Hochschule für Musik in Berlin. Erinnert wurde dabei auch an die Komponisten Louis Spohr, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms, die in Joachim das Ideal eines Vortragskünstlers verwirklicht fanden. Die in der Zeit des Wirkens von Joseph Joachims entstandenen Violinkonzerte von Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Gade, Dvorak, Bruch und Brahms wurden direkt oder indirekt für ihn geschrieben.

Am Montag, den 19. August 1907 wurde Joseph Joachim auf dem Friedhof der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Gemeinde, Fürstenbrunner Weg 69-79, neben seiner Frau Amalie zur ewigen Ruhe gebettet. Sein Grab ist umgeben von den Gräbern namhafter Persönlichkeiten: des Juristen und Rechtshistorikers Otto Friedrich von Gierke, des Medizinalrats und Professors an der FriedrichWilhelm-Universität Oskar M. E. Liebreich, der Schauspielerin Henny Porten und des Schriftstellers Friedrich Spielhagen.

Anmerkungen
1 Andreas Moser, Band 1.
2 Ebenda.
3 Ebenda, Band 11.

Literatur
Eduard Hanslick: Joseph Joachim und sein 50-jähriges Künstlerjubiläum, Berlin 1889.
Andreas Moser: Joseph Joachim, Berlin 1910.
Josef Wasielewski: Die Violine und ihre Meister, o.0. 0.J.

Aus: Mitteilungen 4/2003. Redaktion Gerhild H. M. Komander