Die Alben
von Prof. Dr. Sibylle Einholz
Die Sammlung des Vereins für die Geschichte Berlins ist historisch gewachsen. Einen besonderen Rang und Quellenwert nehmen die drei Vereinsalben ein, in denen die Porträts der frühen Vereinsmitglieder archiviert sind. Es ist ein geschlossener Bestand, der hauptsächlich Cartes de visite, aber auch Cabinet-Format aufweist. Die Alben stammen zum größten Teil aus der Betreuungszeit des Archivars Ernst Fidicin, der zwischen 1865 und 1875 eine erste Sammlung von Portraitfotografien der Mitglieder für den Verein angelegt hat. Fidicins Nachfolger forderte keine Porträts der Vereinsmitglieder an. Er bekleidete das Amt des Vereinsarchivars von 1875 bis 1884. Zwischen 1884 und 1889 unter der Leitung des Vereinsarchivars Brose füllten sich die restlichen Albumseiten. Nach Broses Archivtätigkeit wurden zwar weiter Porträts abgegeben, doch es scheint, dass die Sammeltätigkeit kaum über die 1890er Jahre hinweg in ihrer ursprünglichen Zielsetzung durchgehalten wurde. Insgesamt handelt es sich in den drei Porträtalben um ca. 400 Fotografien. Die Alben werden im Verein als Archiv- und nicht als Sammlungsbestand geführt.
Die Porträtfotografien von Vereinsmitgliedern in den Alben entstanden also fast ausschließlich in den Jahren1865 bis ca 1895. Die Alben sind einzeln verzeichnet und mit Seitenzahlen versehen. Die in die Kulissen der Albumseiten eingesteckten Fotografien sind durchgehend (mit Kugelschreiber) nummeriert. Unter den Kulissenfenstern sind die Porträts namentlich beschriftet, entweder durch den aus dem Mitgliederverzeichnis ausgeschnittenen Namenszug oder handschriftlich. Wichtig war jeweils der Hinweis auf den Vereinseintritt. Im übrigen ist zu bezweifeln, dass die Alben in der heutigen Verzeichnung angelegt wurden. Vielmehr ist das Album 2 der Beginn, gefolgt von dem ebenso konsequent im Visitformat angefüllten Album 3. Das Album 1 unterscheidet sich auch durch das in ihm unterzubringende später verbreitete Cabinet-Format. Am Ende des Albums 1 befinden sich wenige Fotografien, die erst nach 1945 entstanden.
Dem Thema der allgemeinen Sammlungsgeschichte von Fotografien zuzuordnen sind Alben als übliche Aufbewahrungs- und Präsentationsformen. Die Vereinsalben sind sog. Prachtalben mit Applikationen, Dekorationsmalerei und Schließen. Sie stellen wohl auch äußerlich keine Ausnahme dar, wenn auch der röhrende Hirsch des Albums 2 so erscheinen mag. Verbreiteter waren Ledereinband und Metallkartuschen in Form von Applikationen. Goldschnitt, Kulisse mit Einsteckfenstern. Erich Stenger bemerkt: „.Es gibt wohl nicht leicht einen Luxusartikel, der so schnell und so allgemein Verbreitung gefunden hat, als die Albums zur Visitenkartenphotographien."1 Der Zustand der Vereinsalben ist generell beklagenswert und erheblich schlechter als die darin erhaltenen Fotografien. Immerhin haben die Alben ausgelagert bei Vereinsmitgliedern die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, denen beim Brand von Bibliothek und Archiv im Deutschen Dom ein großer Teil der Vereinsunterlagen zum Opfer fiel, überstanden.
1)Erich Stenger: Die Photographie in Kultur und Technik, Leipzig 1938, derselbe: Siegeszug der Photographie, München 1950, S. 74.
Links zum Thema:
www.berliner-fotografenateliers.de