30.08. 1869 Großgorschütz / Oberschlesien - 05.05.1940 Berlin Grabstätte: Südwestfriedhof Stahnsdorf

Taufname: Georg Wilhelm Alexander Hans Graf von Arco
Tätigkeit: Funktechniker
Lebens- und Wirkungsorte: Großgorschütz, Charlottenburg, Berlin

Gedenkorte in Berlin:
Gedenkorte außerhalb Berlins :

Lebenslauf:
Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Charlottenburg bei Adolf Slaby
1898 Eintritt in die AEG
1903-30 Technischer Direktor der Telefunken-Gesellschaft
Bau der Großstation Nauen
1912 Einführung des Hochfrequenzmaschinen-Senders
1915 im Vorstand des Bundes Neues Vaterland
1923 Mitbegründer der Gesellschaft der Freunde des Neuen Rußland

Arco erforschte gemeinsam mit Slaby die Grundlagen der drahtlosen Telegraphie und der Rundfunktechnik.

Literatur:
Neue Deutsche Biographie Bd.1, 1953, S. 337 f.

 

Georg Graf von Arco machte Berlin zum "Elektropolis"
Von Hans Christian Förster - Copyright TU-intern

Vor genau hundert Jahren wurde Georg Graf von Arco technischer Direktor von "Telefunken". Der ehemalige Assistent des TH-Professors Adolf Slaby war an dessen funktechnischen Experimenten beteiligt und gehörte zu den Pionieren der drahtlosen Telegrafie und der Rundfunktechnik, jener Spitzentechnologien des frühen 20. Jahrhunderts. Als Wissenschaftler hatte von Arco keine Berührungsängste gegenüber der Industrie. Der geniale Organisator verstand es, technische Innovationen in marktführende Produkte zu verwandeln. Aber er achtete auch auf ein kreatives, menschliches Klima in seinen Unternehmungen, auf das Zusammenspiel der Spezialisten.

Graf Arco war - wie Manfred von Ardenne schrieb - in den frühen Zwanzigerjahren das Leitbild einer ganzen Generation von jungen Technikpionieren. Aus seiner schlesischen Heimat kam der zwanzigjährige von Arco 1889 nach Berlin zum Mathematik- und Physikstudium. Nach diesem zweisemestrigen Intermezzo entschied er sich für eine Offizierslaufbahn bei den Gardeschützen. Doch bald erkannte von Arco, dass seine Bestimmung nicht im Militärischen lag, sondern in der Technik. Er kehrte zum Studium an die TH Berlin zurück, wo er bis 1898 Maschinenbau und Elektrotechnik studierte und Assistent der Professoren Riedler und Slaby wurde. Im Sommer 1897 nahm er an den legendären Versuchen mit drahtloser Telegrafie um die Sakrower Kirche in Potsdam teil (TU intern 5/2003).

Bereits ein Jahr danach erhielt von Arco die Aufgabe, im Kabelwerk Oberspree der AEG eine funktelegrafische Abteilung aufzubauen und das "Slaby-Arcosche Funksystem" zu perfektionieren. Er konkurrierte mit dem System des Straßburger Professors Ferdinand Braun, der mit Siemens zusammenarbeitete. Die Deutschen wiederum standen im Wettbewerb mit dem Marconischen System aus Großbritannien. Kaiser Wilhelm II. veranlasste schließlich den Zusammenschluss der beiden deutschen Giganten und im Jahre 1903 wurde von Siemens & Halske und der AEG die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie gegründet, später "Telefunken". Georg Graf von Arco, der erste technische Direktor, leitete das Unternehmen mit großer Energie und Weitblick für Innovationen. So initiierte er 1906 eine firmeneigene Versuchsstation, die Großfunkstelle Nauen, die sich in der Folgezeit zu einer der wichtigsten Großstationen im Weltfunkverkehr entwickelte. In den Zwanzigerjahren interessierte sich von Arco für den praxiswirksamen Ausbau der Bildtelegrafie (Siemens-Karolus-Telefunken).

Als begeisterter Autofan war von Arco daneben viele Jahre Präsident der Automobil- und Flugtechnischen Gesellschaft. Zusammen mit Albert Einstein vertrat er 1919 in Wort und Schrift einen pazifistischen Antikriegsstandpunkt und galt bald als "roter" Graf.

Als von Arco 1931 "Telefunken" verließ, gehörte das Unternehmen weltweit zu den elektrotechnischen Produkt- und Marktführern. Berlin war "Elektropolis". Graf von Arco starb am 5. Mai 1940 in Berlin. Seine letzte Ruhestätte, ein Ehrengrab der Stadt Berlin, befindet sich auf dem Waldfriedhof in Stahnsdorf.