Theodor Döring (1803-1878)

Grabstätte: Jerusalems- und Neue Kirche, Friedhof III, Abt. 3/2, G3

erika babatz 2014 theodor doering

Das Grab Dörings © Erika Babatz 2014

Ein Obelisk aus weißem Marmor, von einem Vorhang bedeckt; Das Spiel ist aus. Der Vorhang ist gefallen. Theodor Döring, dem dieses Denkmal gewidmet ist, wurde verehrt wie kaum ein Künstler vor ihm und als erster Schauspieler mit dem Roten Adlerorden dekoriert, dem zweithöchsten preußischen Orden.

Döring war ein verwandlungsfrohes Talent und legte Wert auf seine Vielseitigkeit. Tragik und Komik waren für ihn nur scheinbare Gegensätze, die ein guter Schauspieler miteinander verschmelzen müsse. Darum spielte er nicht nur  die großen Rollen seines Fachs wie Moliéres Eingebildeten Kranken oder  Kleists Dorfrichter Adam, sondern auch den Shylock, den Franz Moor und Nathan den Weisen mit Humor, was vielen Kritikern nicht gefiel. Berühmt war sein Mephisto: Ein witziger Satan, der mit den Hexen seine Späße trieb und dem lieben Gott an der Nase herum führte.

Er war sehr vom Beifall abhängig. Was er nicht vertragen konnte, war Kritik. Als Theodor Fontane, Theaterkritiker der Vossischen Zeitung und ein Bewunderer Dörings, seinen Malvolio in Shakespeares Was ihr wollt mit einleuchtenden Argumenten ablehnte, hätte er ihn am liebsten vergiftet. Fontane über Döring:

„Ganz Schauspieler. Grenzenlos verwöhnt. Tyrann. Wer ihn tadelte, war sein Feind. Im Lustspiel groß. Auch in Charakterrollen. In der Tragödie durchschnittsmäßig, fast störend. Es ging nur da, wo sich – was oft der Fall war – etwas von Humor, von infernalem Humor in den Tragödienstil mit einmischt: ‚Shylock’ – ‚Lear’ und so weiter.
Ich  versah es mit ihm von Anfang an, trotzdem ich ihn meines Wissens immer nur über den weißen Klee gelobt, aufrichtig bewundert habe. Aber der Ton – glaub’ ich – passte ihm nicht; es klang, so vermute ich, etwas darin, was andeutete: ‚Ja, das war ausgezeichnet, aber dass ich dich bewundere, das ist das Resultat eines ‚Urteils’! – Und weil ich urteile, kann ich auch morgen zu einem anderen Resultate kommen.’ Das war ihm schon störend oder, um in seiner Sprache zu sprechen, eine ‚Frechheit’. Wie ein orientalischer Despot verlangte er Unterwerfung. Aufschaun zu seiner Herrlichkeit.“

Dörings letzte Rolle war der Attinghausen in Wilhelm Tell. Anschließend machte er eine Kur und kam als todkranker Mann zurück.  

Text: Gerold Ducke; Fotos: Erika Babatz
Auszug aus ihrem Vortrag „Friedhof der Schauspieler“, gehalten Im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins für die Geschichte Berlins am 3. September 2014