Johann David Schleuen (1711 - 1771)
Johann David Schleuen wurde am 12. 5. 1711 in Berlin als Sohn des Fuhrmanns David Schleue (Schley) geboren. Er lernte bei Georg Paul Busch das Handwerk des Kupferstechers. Am 23. Oktober 1736 heiratete Schleuen in der Marienkirche Barbara Sophia Falcke, Tochter eines Huf- und Waffenschmieds.
Seit 1740 ist Johann David Schleuen als Kupferstecher in den Berliner Adressbüchern verzeichnet und rückte zwischen den Jahren 1740 bis 1769 von der fünften Stelle unter acht Kupferstechern zuletzt an die zweite Stelle gleich nach dem Hofkupferstecher. 1761 kaufte er das Haus Am Königsgraben 10 unweit des heutigen Bahnhofs Alexanderplatz und bewohnte es bis zu seinem Tode. Hier war auch sein eigener Verlag untergebracht. Bekannt wurde Schleuen durch zahlreiche von ihm bis zu seinem Tode herausgegebene Stadtpläne von Berlin. Außerdem stellte er in 29 Kupferstichen Berliner Ansichten dar und hielt in Einzelblättern historische Ereignisse der Stadt fest. Seine drei Söhne Johann Georg (1737-1799), Johann Friedrich (1739-1784) und Johann Wilhelm (1748-1812) betätigten sich auch in seiner Werkstatt, von daher ist eine Zuschreibung bei den mit „Schleuen" untertitelten Kupferstichen häufig schwierig. Ein 1742 geborener Sohn starb bereits 1745, die 1746 geborene Tochter Sophia Charlotte lebte bis 1790.
1760 beantragte und erhielt Schleuen das Berliner Bürgerrecht. Von Mai 1765 bis Anfang April 1767 wohnte der Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing zusammen mit seinem jüngeren Bruder Karl in Schleuens Haus Am Königsgraben Nr. 10. Hier beendete er den „Laokoon" und „Minna von Barnhelm". Der Verein für die Geschichte Berlins schmückte den Hauseingang 1870 mit einer Büste des Dichters und einer Marmortafel mit dem Text: „Lessing dichtete hier Minna von Barnhelm 1765". Die Tafel wurde nach dem Abriss des Hauses für eine Erweiterung des Warenhauses Tietz vom damaligen Lessing-Museum in der Brüderstraße 13 in Verwahrung genommen. Eine 1913 gegossene Metalltafel befand sich am Flügel des Kaufhauses Tietz Am Königsgraben und hängt heute irreführend an einem rekonstruierten Bau im Nikolaiviertel an der Stelle, wo Lessing zwar auch einmal logiert hatte, aber niemals an der Vollendung seiner „Minna von Barnhelm" arbeitete.
Schleuens Ehefrau starb im Alter von 60 Jahren wenige Monate nach der Abreise Lessings am 16. 11. 1767, er selbst verschied am 9. 3. 1771.
Gernot Ernst hat in seinem Standardwerk „Die Stadt Berlin in der Druckgrafik 1570-1870" ein Werkverzeichnis zur Berlin-Grafik von Johann David Schleuen und seinem Sohn Johann Friedrich veröffentlicht.
Fundstellen:
- Fritz Behse: Die Kupferstecher Schleuen, eine alte Berliner Familie!
In Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins 1942, S. 73-75
- Gernot Ernst: Die Stadt Berlin in der Druckgrafik 1570-1870 Band I
Lukas Verlag Berlin 2009
Martin Mende (November 2010)