DIE GESCHICHTE BERLINS
Verein für die Geschichte Berlins e.V, gegr. 1865
Newsletter II/24 / 12.04.2024 - 41. Ausgabe

Liebe Leserinnen und Leser,

„Bei Rot bleibste stehn, bei Grün kannste gehen.“ – Det kennt doch jeder. Und wer von Ihnen jetzt meint, in diesem Newsletter ginge es um die stets verschlungenen, vergangenen wie gegenwärtigen Pfade der Berliner Verkehrspolitik, der darf an dieser Stelle erleichtert aufatmen. Wir wollen eher etwas mit Ihnen feiern, eine echte Berliner Errungenschaft der Goldenen Zwanziger: Die Verkehrsampel!

Am 4.9.1920 schreibt Arthur Holitscher in der Vossischen Zeitung: „Der Potsdamer Platz ist nach seinem heutigen Aussehen zu urteilen gar kein Platz mehr, sondern eine Schlucht, ein Canyon, ein Felsenbett, das sich der Großstadtverkehr aus den Häusermassen herausgekerbt hat.“ Und vier Jahre später gilt der Potsdamer Platz bereits ganz offiziell als der verkehrsreichste Platz in Europa: 20.000 Fahrzeuge, darunter neben den Autos noch viele Pferdefuhrwerke und Fahrräder, unterirdische S-, U- und Fernbahnanschlüsse, 26 elektrische Straßenbahnen und fünf Omnibuslinien sowie 83.000 Pendler und Reisende, die am Potsdamer Bahnhof ankommen, drängen sich hier Tag für Tag, choreografiert von mehreren Verkehrspolizisten, die die Verkehrseinmündungen und -ausfahrten virtuos aufeinander abgestimmt regeln …und scheitern. Die Nahtstelle zwischen dem alten Zentrum im Osten und dem neuen Berliner Westen wird zeitweise sogar von einem mittig aufgestellten Turm geregelt, auf dem ein einzelner Verkehrspolizist per Trompete Anweisungen gibt.

Den zunehmenden Verkehr zu beherrschen, wird immer dringlicher. Am 8.8.1924 beschreibt Fred Hildenbrandt im Feuilleton des Berliner Tageblatts die Lage so: “Der Platz ist aus den Fugen, und der Verkehr ist aus den Fugen, die Autos taumeln betäubt in die engen Balkengassen, Gäule stieren entsetzt ins Verderben, (...) Motorräder schwanken sinnlos vom Fürstenhof zu Josty und von Josty zum Fürstenhof und finden den Ausgang nicht, Radfahrer stoßen wie wahnsinnige Libellen von Tschako zu Tschako, Menschen, die in den Strudel geraten (…) und mitten in diesen Inseln der verlorenen Schiffe leimt sich zuweilen ein Schub Autos, Wagen, Pferde und Räder auf ewig aneinander. (...) fährt alles, was da fährt, falsch. Geht alles, was da geht, falsch”.

Jeder versuchte auf seine Weise, den Platz unfallfrei zu überqueren. Das kommt Ihnen teilweise bekannt vor? Vor hundert Jahren kam eine außergewöhnliche Lösung ins Spiel: Mitten auf dem Platz wurde die erste deutsche Verkehrsampel nach einem amerikanischen Modell errichtet. Sie war mit ihren 8,50 m Höhe und einem Durchmesser von 2,50 m weithin gut sichtbar. Auf ihrer Plattform, einer wetterfesten Kabine, bediente ein Verkehrspolizist händisch die elektrische rot-gelb-grüne Ampelanlage, deren Farben damals noch quer angebracht waren. Der Architekt Jean Kraemer hatte gemeinsam mit der Firma Siemens auf diesem Weg eine verkehrsregulierende Maßnahme eingeführt, die zunächst auf einen gewissen Widerstand bei den Berlinern stieß. Man musste sich erst mit dem Gedanken anfreunden, statt auf einen Polizisten, den Tschako, auf eine Farbanlage „zu hören“. Jenau! „Bei Rot bleibste stehn, bei Grün kannste gehen.“ – und so trat die Ampel hier im Jahre 1924 ihren Siegeszug an.

Lange Zeit lag der Potsdamer Platz in Trümmern und noch länger lag er im „toten Winkel“ der geteilten Stadt. Wim Wenders beschreibt diesen Zustand legendär in dem Film „Himmel über Berlin“, in dem Curt Bois über ein trostlos leeres Feld im Brachland an der Mauer entlang geht und sagt: „Ich kann den Potsdamer Platz nicht finden…“. Trostlose Brache und pulsierende Weltstadt liegen dicht beieinander. Die meisten von uns erinnern sich an die Zeit nach der Wende, die ungezählten Bauzäune auf dem Brachland, das Ballett der Kräne, die Dynamik der sich ständig ändernden Verkehrsführungen und die Momente der völligen Desorientierung in der eigenen Stadt.

1997 wurde die fünfeckige „Lichtzeichenanlage mit Verkehrsturm“ – die ein wirklich schönes Symbol für Technik und Verkehr, Wandel und Visionen der 20iger Jahre ist – wieder aufgebaut. Sie steht heute fast ein wenig wie „verloren gegangen“ vor den glattpolierten Steinfassaden moderner Berliner Baufantasien und feiert ihren hundertsten Geburtstag. Ein Besuch des Verkehrsturms lohnt sich, wie Sie auch bemerken werden, wenn Sie unter Kapitel 6 „Wer noch nicht jenuch hat…“ weiterlesen.

Viel Spaß bei der Lektüre unserer Frühlingsausgabe wünschen Ihnen

Ihre
Antje Bielfeld-Müller und Doris Tüsselmann

 nl240412 potsdamer platz 1924 mi l 499

Potsdamer Platz, Fotografiert von Max Missmann, 1924; Mi- L 499, Fotoarchiv des Vereins für die Geschichte Berlins

 


Inhalt

1. MITTEnmang inna Berlina Jeschichte
2. Kietzjeschichten - …auch mal JottWeDee
3. Vereinspost
4. UffjeLESEN
5. Wie war denn ditte? - Im Netz jefischt
6. Wer noch nich jenuch hat

 

1. MITTEnmang inna Berlina Jeschichte

Das Gymnasium zum Grauen Kloster wird 450 Jahre alt: Beim Verlassen des U- Bahnhofs Klosterstraße wird der Besucher unvermittelt von den imposanten Überresten der alten gotischen Franziskanerklosterkirche begrüßt. Hier befand sich die renommierteste preußische Lehranstalt: das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster. Seit seiner Gründung 1574 prägte die Schule über viele Generationen hinweg das intellektuelle und kulturelle Leben der Stadt sowie die Bildungs- und Kulturszene Europas maßgeblich mit. Seine Spuren wurden durch Krieg und die politischen Umstände der Nachkriegszeit nahezu ausgelöscht. Ein Veranstaltungskalener zur Erinnerung an das Jubiläum lädt zum Miterleben und Nachspüren ein. Empfehlen möchten wir Ihnen das Kolloqium und die Führungen am 29. Mai 2024 zwischen 17 und 20 Uhr.

Palast der RepublikAb Mai 2024 widmet sich die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss in einer großen Ausstellung der Geschichte des Vorgängerbaus.

Öffentliche Bibliotheken genießen zunehmende Anerkennung als sozialer Raum und wichtiger Bestandteil der Stadtgesellschaft. Dies wird eindrucksvoll in europäischen Städten wie Oslo, Amsterdam und Arhus gelebt. Auch wir, der Verein für die Geschichte Berlins, nutzen Räume der Zentral- und Landesbibliothek. Obwohl Stadtbibliotheken zunehmenden in ihrem Umfeld an Wertschätzung gewinnen, fehlt es offensichtlich immer noch an politischer Aufmerksamkeit auf EU Ebene. Das soll ein neuer europäischer Arbeitsplan für Kultur 2023–2026 ändern. Deutschland, vertreten durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, wird aktiv an der EU-Arbeitsgruppe zur Stärkung der Rolle von Bibliotheken teilnehmen. 12 Monate lang stehen die Nutzungsmöglichkeiten für Bibliotheken im Fokus als Raum für Bücher genauso wie für gesellschaftliche Diskussionen, kulturelle Teilhabe und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Unser Verein mit seiner Geschichtsverbundenheit und Nähe zur Zentral- und Landesbibliothek wird die Entwicklungen der Diskussionen aufmerksam verfolgen. Ein Abschlussbericht der AG soll das Zielbild der kulturellen und gesellschaftsstärkenden Ideen beschreiben, erfolgreiche Beispiele aufzeigen und den Beitrag von Bibliotheken in verschiedenen Politikfeldern skizzieren, bereit für die Entwicklung von Förderprogrammen auf europäischer Ebene. Wir sind gespannt!

Neue Gedenktafeln für…

Donata (1900–1986) und Eberhard (1899–1969) Helmrich. Seit dem 22.3.2024 erinnert in der Westendallee 99f in 14052 Berlin eine Berliner Gedenktafel an das Ehepaar. „Ein unspektakuläres Leben“, so nennt Cornelia Schmalz-Jacobsen das Familienleben ihrer Eltern Donata und Eberhard Helmrich. Die Journalistin und Politikerin veröffentlichte 2001 ihre Ergebnisse der familiären Spurensuche in dem Buch „Zwei Bäume in Jerusalem“. Aus der Perspektive ihrer Eltern erzählt sie vom Alltag während der NS-Zeit und der selbstverständlichen Menschlichkeit, mit der ihre Eltern Verfolgten halfen.

Die Lehrerin, Sekretärin und Übersetzerin Donata (27. August 1900 bis 10. April 1986) und der Landwirtschaftsexperte Eberhard Helmrich (24. August 1899 bis 5. Mai 1969) heirateten am 1. April 1933. An diesem Tag fanden in Deutschland erste systematische Boykotte jüdischer Geschäfte statt. Von Beginn an war das Ehepaar gegen den Nationalsozialismus. Sie führten ein offenes Haus, zu ihren Bekannten zählten jüdische Menschen. Am Anfang standen spontane Hilfen für jüdische Freunde wie die Aufbewahrung eines Koffers oder Eigentums, die Unterstützung bei der Visabeschaffung und Bürgschaften für die Emigration oder Einkäufe und Besorgungen. Mit den zunehmenden Verfolgungsmaßnahmen veränderte sich der Alltag und ihre Hilfe für jüdische Menschen. Nach der Pogromnacht 1938 wurde das Reihenhaus in Westend zu einem Versteck, in dem jüdische Menschen Zuflucht und Schutz fanden. Die bedrohliche Situation, die auch die Familie Helmrich mit ihren vier Kindern einschloss, führte zur Entscheidung: „Besser unsere Kinder haben tote Eltern als feige Eltern.“ Die Kinder waren eingeweiht, wuchsen in einem Umfeld mit manchmal namenlosen Gleichgesinnten auf, lernten, Informationen mit Umsicht und Vorsicht weiterzugeben.

1941 zog die Wehrmacht Eberhard Helmrich ein. Mit der Dienstverpflichtung in die damals polnische Stadt Drohobycz und Umgebung war er für landwirtschaftliche Belange zuständig. Seit 1942 leitete er das Arbeitslager Hyrawka, in dem Gemüse zur Versorgung der SS angebaut wurde. Etwa 200 jüdische Frauen und Männer arbeiteten dort. Es gelang ihm, die Not jüdischer Menschen zu lindern. Bei Razzien versteckte er einige in seiner Wohnung, besorgte falsche Papiere und half mehreren Jüdinnen nach Berlin zu seiner Frau zu flüchten, die dann die weitere Unterstützung übernahm. Donata Helmrich nahm die jungen Frauen in ihrem Haus auf und versteckte sie zeitweise im Bunker, der zum Haus gehörte. Sie vermittelte sie als christliche Ukrainerinnen an Familien, die Haushaltshilfen suchten. Auch „verlor“ sie ihren Ausweis und stellte ihn Verfolgten zur Verfügung, denen so das Untertauchen gelang. Trotz der räumlichen Entfernung nach 1941 halfen Donata und Eberhard Helmrich gemeinsam verfolgten jüdischen Menschen. Als sich das Ehepaar später trennte, blieb Donata Helmrich in Berlin, Eberhard Helmrich emigrierte 1949 in die USA. Die Gedenkstätte Yad Vashem ehrte beide, ihn 1965 und sie 1986 als „Gerechte unter den Völkern“ für ihre außergewöhnliche Rettung jüdischer Menschen während der NS-Zeit.

 


2. Kietzjeschichten ...auch mal JottWeDee

Tegel, wie es einmal war: Wenn Sie Ende Mai oder Anfang Juni einen Ausflug nach Tegel planen, dann möchten wir Ihnen ein paar Führungen der Geschichtswerkstatt Tegel nahelegen, die zu Orten führen, die es nicht mehr gibt: Den Tegeler Hafen mit seiner pulsierenden Geschäftigkeit zum Beispiel oder die erste psychoanalytische Klinik der Welt, die in einem bezaubernden Park direkt am See lag.

Teltowkanal: Wandern Sie doch mal den Teltowkanalweg entlang. Er ist knapp 38 km lang und kann in Teilstücken oder komplett in ca. achteinhalb Stunden erlaufen werden. Starten Sie in Grünau. Wenn Sie dem Wegverlauf folgen, bleiben Sie größtenteils am Ufer des Kanals. Parallel zum Kanal fuhr ursprünglich eine Treidelbahn, die die Kähne mit einer Seilkonstruktion zog. Die Treidelbahn existiert heute nicht mehr, wohl aber das geebnete Gleisbett, dass den idyllischen Uferweg bildet. Nur einige wenige Gewerbegebiete in Tempelhof sowie einzelne am Kanal liegende Objekte müssen durch einen kleinen Umweg umgangen werden. Sie wandern über Altglienicke, Adlershof und Johannisthal über den Baumschulenweg und über Britz nach Tempelhof. Von dort aus geht es weiter über Steglitz, Lichterfelde, Zehlendorf und Kleinmachnow an den Griebnitzsee im Berliner Ortsteil Wannsee. Stellen Sie sich auf der Wanderung das einstige dichte Gedränge auf dem Kanal vor. Vor einem Jahrhundert waren die innerstädtischen Wasserwege Berlins so stark frequentiert, dass sich die Lastkähne oft in Staus befanden. Heute, da der Großteil des Güterverkehrs per Lastwagen abgewickelt wird, ist es schwer vorstellbar, wie es damals zuging. Doch der Bau des Teltowkanals war nicht nur eine verkürzte Wasserstraße zwischen Elbe und Oder, sondern auch eine wichtige Lösung, um die Hauptstadt vom Schiffsverkehr zu entlasten.

Wir empfehlen Ihnen dazu ein Wochenendseminar, dass von Freitag, 10. Mai 2024 (15 Uhr), bis Sonntag, 12. Mai 2024 (13 Uhr), stattfinden wird: „Entwicklung von Industrie und Infrastruktur entlang des Teltowkanals und im Süden Berlins“. Das weiterbildende Fernstudium "Historische Stadt" führt ein Seminar unter Beteiligung unseres Vorstandsmitglieds Jörg Kluge durch. Interessierte sind herzlich eingeladen! Nähere Informationen erhalten Sie über Dr. Manfred Bossow unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

 


3. Vereinspost

Veranstaltungen: In den nächsten Wochen wartet eine Fülle besonderer Veranstaltungen auf Sie. Schauen Sie mal auf unsere Homepage und informieren Sie sich über alle aktuellen Termine.

Mitteilungen: Die Vierteljahrsschrift „Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins“ kann jeden Mittwoch ab 15 Uhr in der Vereinsbibliothek erworben werden. Bitte melden Sie sich vorher an unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder unter der Telefonnummer 90226449.

2024 heft 2Mitteilungen - 2024 Heft 2
120. Jahrgang, - Heft 2, April 2024

Titelbild: Epitaph für Jacob Paul von Gundling in der Bornstedter Kirche. Unter einer geschweiften Inschriftentafel ist das auf einem Totenkopf und Gebeinen ruhende, von einem Hasen und Minerva, Hüterin des Wissens, flankierte Wappen des Verstorbenen angebracht. Es stammt aus dem Vorgängerbau der 1805 errichteten Kirche. Foto: Andreas Thomsa.

Haben Sie schon einmal von Jacob Paul von Gundling gehört oder gelesen? Andreas Ströbl hat Wissens- und Staunenswertes über den Gelehrten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zusammengetragen und holt damit eine interessante Persönlichkeit aus dem Dunkel der Vergangenheit. Aber lesen Sie selbst:

Jacob Paul von Gundling – Historiograph und Mobbingopfer am preußischen Hof 
Von Andreas Ströbl

Im Potsdamer Stadtteil Bornstedt ist eine Straße nach Jacob Paul von Gundling benannt. Sie verbindet die August-Bonness- mit der Eduard-Engel-Straße und kreuzt die Georg-Hermann-Allee. In seiner Geburtsstadt aber, dem mittelfränkischen Hersbruck, kennen nur sehr wenige seinen Namen. Dabei bekleidete der Spross einer fränkischen Gelehrtenfamilie im jungen preußischen Staat zahlreiche Ämter und führte von 1724 an den Freiherrentitel. Tatsächlich gab es nirgendwo, weder in Potsdam noch in seiner Geburtsstadt Hersbruck eine Gedenkveranstaltung zu seinem 350. Geburtstag.

Am 9. August 1673 im Hersbrucker Pfarrhaus geboren, verlor Gundling den Vater bereits mit 16 Jahren. Er lebte mit seinem Bruder in Kirchensittenbach, bevor er von 1690 an die Landesschule Pforta bei Naumburg besuchte und anschließend Rechtswissenschaften und Geschichte an den Universitäten Altdorf, Helmstedt, Jena und Halle studierte. Der Nürnberger Patrizier Jacobus von Tetzell nahm ihn 1699 mit auf Reisen nach England und den Niederlanden ...

Wenn Sie mehr erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen die aktuellen Mitteilungen. Hier geht es zum Inhaltsverzeichnis.

 

 

berliner geschichte April 2024Berliner Geschichte: Die Fachzeitschrift Berliner Geschichte, Ausgabe 37,  „Kindheit in Berlin“, kann in der Bibliothek aber auch im ausgewählten Buch- und Zeitschriftenhandel erworben werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mitgliederaktivitäten:

Machen Sie mit! Am 25.4. um 19.00 Uhr lädt der Verein im Säulensaal der Zentral- und Landesbibiothek Berlin, Breite Straße 36, 10178 Berlin-Mitte, zur Vorstellung verschiedener Projekte ein, für die Mitstreiter gesucht werden. Folgende Projekte brauchen ihre Unterstützung:

  • Digitalisierung Fotosammlung
  • Digitalisierung Kartensammlung
  • Veranstaltungen und Studienfahrten
  • Podcast
  • Jugendgeschichtspreis
  • Darstellung Berliner Geschichte in Schulbüchern

Ordentliche Mitgliederversammlung: Am Mittwoch, den 15. Mai 2024, 18.30 Uhr, lädt der Vorstand im Säulensaal der Zentral- und Landesbibiothek Berlin, Breite Straße 36, 10178 Berlin-Mitte, zu Jahreshauptversammlung ein.

Wissenschaftspreis: Über die aktuelle Ausschreibung informieren Sie sich bitte auf unserer Homepage oder in den Mitteilungen.

 


4. UffjeLESEN

Berlin. Das Rom der Zeitgeschichte: Zu seinem Buch “Berlin. Das Rom der Zeitgeschichte” sagt der Historiker des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam Hanno Hochmuth in der Berliner Zeitung: “Berlin ist eine faszinierende Stadt, über die schon sehr viele Bücher geschrieben worden sind. Aber die meisten Bücher sind dem Zeitstrahl verpflichtet und eher chronologisch angelegt. Die Zeit ist aber nicht das einzige Ordnungsprinzip der Geschichte, sondern auch der Raum. Ich wollte Berlin über seine historischen Orte erzählen.” Hanno Hochmuth nähert sich der Geschichte und der Gegenwart Berlins auf topografische und fotografische Weise. Ausgehend von populären Zuschreibungen der Stadt begibt er sich an  51  historische Orte und erzählt so die Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert. Hanno Hochmuth, Berlin. Rom der Zeitgeschichte, Berlin, Ch.Links Verlag, 1924, 28 Euro. Ganz by the way: Auf dem Cover prangt, wie sollte es anders sein, der Verkehrsturm vom Potsdamer Platz.

Stöbern Sie mal in den Rezensionen auf recensio.regio - dem Recherche- und Publikationsportal für Rezensionen aus historischen Zeitschriften mit regionalem Schwerpunkt.

Besondere Bücher, besonders erschwinglich: Jeden Mittwoch ab 15 Uhr ist es möglich, Buchdubletten in der Vereinsbibliothek zu erwerben.

 


5. Wie war denn ditte? - Im Netz jefischt

Franz Kafka gehört keineswegs einfach zu den Klassikern der deutschen Literatur. Seine gesellschaftlichen Kritiken und Bilder grundlegender menschlicher Erfahrungen sind auch heute äußerst relevant. Am 3. Juni 2024 jährt sich der Todestag von Kafka zum 100. Mal, und am 3. Juli 2023 wäre der 140. Geburtstag des weltberühmten Autors gewesen. Anlässlich dieser Jubiläen finden Sie im Netz zahlreiche Publikationen, die sein Werk reflektieren, ein Spielfilm und eine interessante Minifernsehserie runden das Bild ab. In einer Vielzahl von Formaten werden neue Wege zu seinen Texten und dem Autor selbst vorgestellt. Aufmerksam machen möchten wir Sie auf Kafkas Familienfotoalbum on display im Stabi-Kulturwerk Unter den Linden vom Freitag, 1. März 2024 bis Sonntag, 2. Juni 2024.

 


6. Wer noch nich jenuch hat

Emil und die Detektive: Wir feiern in diesem Jahr einen literarischen 95. Geburtstag. Im Cafe Josty mit Blick auf den Potsdamer Platz und seinem Verkehrsturm, schrieb den Recherchen nach Erich Kästner den bekanntesten Kinderkrimi der Welt: „Emil und die Detektive“.

Das Buch erschien im Herbst 1929. Der eingangs erwähnte Verkehrsturm ist im Roman ebenso verankert, wie der Potsdamer Platz selbst. Im Roman ist auch das Café Josty erwähnt. Allerdings handelt es sich um eine Filiale in Wilmersdorf. Im Roman bestellt der Verbrecher Grundeis im Josty Eier im Glas. Gegenüber, hinter einem Zeitungskiosk, spricht Gustav mit der Hupe Emil an und fragt: “Du bist wohl nicht aus Wilmersdorf?”. Auf dem Cover der Erstausgabe wird die Szene gezeigt, wie der Verbrecher Grundeis das Josty gerade verlassen hat. Die in leuchtendem Gelb gehaltene Illustration des Zeichners Walter Trier zeigt zwei Jungen hinter einer schmalen Litfaßsäule, die einen Mann mit steifem Hut beobachten. Das stilisierte Eckgebäude im Hintergrund besteht aus einem Ladenlokal mit großen Fenstern und einer von einem gestreiften Baldachin geschützten Außenterrasse. Die Meinungen darüber, ob es sich um das Café Josty am Potsdamer Platz oder in Wilmersdorf handelt, gehen heute auseinander. Doch ganz abgesehen davon: Wenn Sie das pulsierende Berlin dieser Zeit sehen wollen, dann empfehlen wir Ihnen den 1931 erschienenen Film „Emil und die Detektive“. Hier tritt Erich Kästner als Straßenbahnpassagier auf, der dem Jungen eine Fahrkarte bis zum Haltepunkt „Café Josty“ spendiert. Der Film wurde an den Originalschauplätzen gedreht, ein heute beeidruckendes Dokument. - Und noch einen poetischen 95. Geburtstag zum Potsdamer Platz wollen wir Ihnen nicht vorenthalten: 1929 schrieb Kästner im Josty nicht nur seinen Welterfolg, sondern auch das Gedicht „Besuch vom Lande“. Darin erzählt er, wie Landbewohner sich fühlten, als sie nach ihrer Anreise auf dem Potsdamer Platz strandeten, staunend und irritiert von so viel Lärm und Licht:

Besuch vom Lande

Sie stehen verstört am Potsdamer Platz.
Und finden Berlin zu laut.
Die Nacht glüht auf Kilowatts.
Ein Fräulein sagt heiser: »Komm mit, mein Schatz!«
Und zeigt entsetzlich viel Haut.

Sie wissen vor Staunen nicht aus nicht ein.
Sehen und wundern sich bloß.
Die Bahnen rasseln. Die Autos schrein.
Sie möchten am liebsten zu Hause sein.
Und finden Berlin zu groß.

Es klingt als ob die Großstadt stöhnt,
weil irgendwer sie schilt.
Die Häuser funkeln. Die U-Bahn dröhnt.
Sie sind das alles so gar nicht gewöhnt.
Und finden Berlin zu wild.

Sie machen vor Angst die Beine krumm,
Und machen alles verkehrt.
Sie lächeln bestürzt. Und sie warten dumm.
Und stehn auf dem Potsdamer Platz herum,
bis man sie überfährt.

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Luftaufnahme Potsdamer Platz von 1935, Fotograf unbekannt, Mi- P 347, Fotoarchiv des Vereins für die Geschichte Berlins

 

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