Willkommen, Gast
Benutzername: Passwort: Angemeldet bleiben:
Allgemeine Fragen zur Geschichte Berlins

THEMA:

Re: Polnische Apotheke 23 Jun 2010 22:23 #1277324627

  • Dietrich Baade
  • Dietrich Baades Avatar Autor
Sehr geehrter Herr Mende,

danke fuer Ihre schnelle Antwort - habe sie gerade erst gefunden.

Ich werde Ihre Ausfuehrungen meiner Mutter geben - vielleicht kann sie sie noch ergaenzen. Evtl. gibt auch die alte Urkunde noch etwas her. Wuerde mich dann nochmals melden.

Mit besten Gruessen

Dietrich Baade.

Re: Polnische Apotheke 22 Jun 2010 09:56 #1277193419

  • Martin Mende
  • Martin Mendes Avatar Autor
Sehr geehrter Herr Baade,
meine Ausführungen zur Polnischen Apotheke stützen sich u. a. auf das Buch von Manfred Stürzbecher "Berlins alte Apotheken", Verlag Bruno Hessling Berlin 1965, Seite 68-71. Eigene Recherchen kamen hinzu. Sollten Sie weitere Erkenntnisse haben, bin ich immer für Hinweise dankbar, die ggf. auch Korrekturen notwendig machen. Das Forum soll ja gerade eine Einladung sein, bisher unbekannte Details einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Original der Privilegierungsurkunde im Familienbesitz ist natürlich ein besonderer Schatz, wo doch in der bewegten Vergangenheit viele Urkunden verlorengegangen sind.
Mit freundlichen Grüßen

Martin Mende

Re: Polnische Apotheke 20 Jun 2010 15:37 #1277041023

  • Dietrich Baade
  • Dietrich Baades Avatar Autor
Sehr geehrter Herr Mende,

Ihr Beitrag ist sehr interessant. Darf ich bei Ihrem so sehr informiertem Hintergrund eventuell fragen, woher er stammt?

Zur Rechtfertigung: Ich bin Nachfahre der Familie Schacht, und in unserem Besitz befindet sich noch das Original der Privilegierungsurkunde.

Mit freundlichem Gruss,

Dietrich Baade.

P.S.; Ueber den Ursprung des Namens "Polnische Apotheke" ist mir leider nichts bekannt. Ich kannte sie bis vor kurzem nur als Dorotheenstaedtische Apotheke.

Re: Polnische Apotheke 14 Aug 2009 20:43 #1250275431

  • Guntram Liebig
  • Guntram Liebigs Avatar Autor
Vielen Dank, Herr Mende, für die ausführlichen Informationen.
Leider bleibt weiterhin offen, woher der Name abgeleitet wurde. Vor längerer Zeit hatte ich etwas über einen damaligen Eigentümer aus Polen gelesen und nun auf sichere Quellen dafür oder dagegen gehofft. Aber vielleich findet sich doch noch einmal etwas darüber.

Re: Polnische Apotheke 14 Aug 2009 15:08 #1250255283

  • Martin Mende
  • Martin Mendes Avatar Autor
1682 erteilte die Kurfürstin Dorothea dem Apotheker Samuel Wölcke das Privileg für die Errichtung einer Apotheke in der Dorotheenstadt. Das Grundstück war im Privileg genau festgelegt, Friedrichstraße Ecke Mittelstraße. Dort befand sich die Apotheke bis 1947. Die Besitzer der Apotheke wechselten mehrfach. Seit 1706 führte sie den Namen Polnische Apotheke. Über die Gründe der Umbenennung ist nichts überliefert. Der damalige Besitzer kam aus Königsberg, vielleicht wollte er auch polnisch sprechende Kunden durch den Namen anlocken.
Julius Schacht kaufte 1832 die Apotheke und errichtete 1837 ein neues Gebäude. Bei ihm trat am 4. 7. 1845 Theodor Fontane als Gehilfe an und blieb etwa ein Jahr. In "Von Zwanzig bis Dreissig" hat er über diese Zeit berichtet. Zwischen Schacht und Fontane entstand ein freundschaftliches Verhältnis. 1864 ging die Apotheke an den Sohn Dr. Carl Schacht über, der 1905 starb.
Das Apothekengebäude von 1837 konnte nur bis 1899 genutzt werden, danach wurde es durch den jetzigen Bau von Alfred Breslauer ersetzt. An der abgestumpften Ecke mit der Eingangstür wurde ein polnischer Adler und ein Relief der Kurfürstin Dorothea angebracht.
1933 wurde der Name "Polnische Apotheke" unter Berufung auf die Privilegsurkunde, sicher aber auch, weil der Name nicht mehr in die damalige politische Landschaft passte, in "Dorotheenstädtische Apotheke" geändert.
Von !904 bis zu seinem Tode 1914 besaß der Sohn Walter Schacht die Apotheke, danach wurde sie von der Familie Schacht verpachtet. 1947 kaufte das Privileg und die Apotheke der Apotheker Willy Tarray, vormals Inhaber der größten Apotheke in Ostpreußen, der Roten Apotheke in Insterburg.
Das Haus ging in das Eigentum der Sowjetischen Militäradministration über, die sowjetische Gesellschaft "Intourist" verdrängte die Apotheke aus ihren angestammten Räumlichkeiten. Die Apotheke fand schräg gegenüber in der Friedrichstraße 94 zwischen Georgenstraße und Dorotheenstraße eine neue Bleibe.
Später gelang es dem Apotheker Tarray jedoch, seine Apotheke wieder auf die alte Seite zu verlegen, in das Gebäude Friedrichstraße 154, direkt neben dem alten Stammhaus belegen. Der Magistrat von Berlin verlangte jedoch die Anlage von Kollonaden, d. h. die Ladenfronten wurden im Erdgeschoss um etwa 5 m zurückgenommen. 1998 brachte der neue Eigentümer im Zuge der Sanierung des gesamten Komplexes am Eckhaus wieder den Polnischen Adler und den Schriftzug "Polnische Apotheke" an. Hier wird man aber heute vergeblich nach einer Apotheke suchen. Die traditionsreiche Apotheke heißt unverändert "Dorotheenstädtische Apotheke" mit der neuen Adresse Friedrichstraße 151 Ecke Dorotheenstraße.

Polnische Apotheke 14 Aug 2009 09:41 #1250235696

  • Guntram Liebig
  • Guntram Liebigs Avatar Autor
Seit wann und aus welchem Anlass trug die Traditions-Apotheke der Dorotheenstadt, an der auch Fontane arbeitete, den Namen "Polnische Apotheke"?