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Allgemeine Fragen zur Geschichte Berlins

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Re: Klinkeplatz in Spandau 21 Okt 2010 19:34 #1287682460

  • Johan Anker
  • Johan Ankers Avatar Autor
Ohne über die Motivation zu dieser Frage spekulieren zu wollen, ein paar Ergänzungen zur ausführlichen Schilderung im Wikipedia-Eintrag mitsamt der daselbst genannten Literatur und im Kaupertschen Straßenverzeichnis:

Im deutsch-dänischen Krieg warf der 23jährige Pionier Carl (Karl) Klinke vom 3.Pionierbataillon am 18.April 1864 an der Düppeler Schanze Nr.2, von der aus die anstürmenden preußischen Soldaten des 35.Infanterieregiments mit Kartätschen empfangen wurden, einen Sack mit 30 Pfund Pulver zwischen die Palisaden, und legte an die Zündschnur Feuer mit Worten, die verschieden überliefert sind (die schlichteste Version ist „Mir nach, Kameraden!“, die populärste Fassung „Ick bin Klinke. Ick öffne dit Tor.“). Einem Bericht in der ‚Kreuz-Zeitung‘ zufolge zur Ernennung zum Secondelieutenant und Aufnahme in das Berliner Invalidenhaus vorgesehen, gelangte Klinke nicht mehr in den Genuß des Ruhmes, sondern erlag seinen Verwundungen. Von Staats wegen wurde nicht ausreichend für die Hinterbliebenen gesorgt; es gab eine Witwe und zwei (nach einem anderen Bericht drei) unmündige Kinder. Vor der Einberufung war Klinke als Bergmann in Bohsdorf bei Spremberg tätig, wo er in ärmlichen Verhältnissen gelebt haben soll. Es fanden aufgrund eines Zeitungsaufrufes private Sammlungen statt, die in Berlin von dem Medizinalrat und praktischen Arzt Dr.Ludwig Gustorff (1798-1888) an den Landrat des Spremberger Kreises weitergeleitet wurden. Insgesamt kam bis Dezember 1864 ein Betrag von 4.257 Talern, 28 Silbergroschen und 10 Pfennigen zusammen (nach heutiger Kaufkraft eine Summe in einer Größenordnung von rund 150.000,-€), hiervon wurden der Witwe zunächst bar 307 Taler, 20 Silbergroschen und 6 Pfennige ausgehändigt, 60 Taler waren als Beitrag für ein Denkmal in der Kirche zu Hornow bestimmt, und ein Rest von 3.876 Talern, 8 Silbergroschen und 10 Pfennigen wurde schließlich im Kreisgericht Spremberg hinterlegt. In einer offiziellen Verlautbarung des ‚Staatsanzeigers‘ über die Ereignisse an der Düppeler Schanze wurde übrigens Anfang Mai 1864 auch auf das Verdienst von zwei Kameraden Klinkes, dem Pionier Kitto und dem Gefreiten Siedschlag, hingewiesen.
Quelle: Zeitgenössische Zeitungen

Zum Spandau-Bezug gibt es einen Widerspruch zwischen Wikipedia und Kaupert. Laut Wikipedia war das 3.Pionierbataillon im Jahre 1864 in Spandau stationiert; Kaupert zufolge befand sich das Bataillon erst ab 1896 in dieser Stadt. Tatsächlich war die Heimatgarnison des Bataillons in Torgau, und dann seit 1.Oktober 1896 in Spandau (vgl. Armee-Verordnungs-Blatt 1896, S.159) bis zur Auflösung der Einheit nach Ende des Ersten Weltkrieges 1918.

Um auf die gestellte Ausgangsfrage einzugehen, ist die Beziehung von Klinke zu Spandau bzw. zu Berlin demzufolge mittelbar. Einerseits ist es sicherlich angemessen, die militärische Vergangenheit der Festungs- und Garnisonsstadt Spandau auch durch Straßennamen zu würdigen. Andererseits scheint dort seit den Schwierigkeiten um die Wiederbenennung der Jüdenstraße kein Mut mehr vorhanden zu sein, die Straßenbezeichnungen nach zweifelhaften Vorbildern wie Antisemiten oder Hitlerwegbereitern zu durchsuchen und weitere Änderungen vorzunehmen. Was aber Klinke und den Klinkeplatz betrifft, dürften Nicht-um-jeden-Preis-Pazifisten nichts Schlimmes darin sehen, einen einfachen Soldaten –wo auch immer- zu ehren, der unter den gegebenen Umständen mehr als seine Pflicht getan hat. Denkmäler für Feldherren gibt es genug.

Klinkeplatz in Spandau 08 Okt 2010 11:31 #1286530296

  • Jörg Kluge
  • Jörg Kluges Avatar Autor
Wer kann etwas über den Namensgeber(Karl Klinke) sagen und welche Bedeutung hatte er ggf. für Spandau/Berlin.
Vielen Dank
J.Kluge