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Allgemeine Fragen zur Geschichte Berlins

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Re: Wasserbauten am Königsgraben 13 Jul 2011 16:13 #1310566404

  • Guntram Liebig
  • Guntram Liebigs Avatar Autor
Holtzes Schrift von 1874 ist hier wohl unvollständig. Er beschrieb die Situation seit dem Ende des 18. Jh., wonach zur Wasserhaltung des Königsgrabens nur ein Wehr an der Spandauer Brücke diente, nachdem zuvor der dortige „Unterbär“ abgerissen wurde. Daraus folgt jedoch, dass es urprünglich am Graben flußaufwärts auch einen oberen Bären mit dem dazugehörigen Wehr oder einer Schleuse gegeben hat. Allerdings waren die Angaben dazu in Gädickes „Lexicon von Berlin“ bereits 1806 nicht mehr aktuell.
Präziser war Ernst Fidicin. Er schrieb 1843 in „Berlin, historisch und topographisch dargestellt“ auf S. 111 zur Stralauer Brücke: „Sie war zuerst … mit einer Schleuse versehen, die im Jahre 1770 vom Wasser zerstört ward.“ Die Schleuse wurde danach wohl nicht erneuert, was dann die von Holtze beschriebene freie Zufahrt in den Königsgraben ergab.
Wenige Jahre nach Holtzes Bericht, nämlich 1879/80, wurde der Königsgraben für den Bau der Berliner Stadtbahn zugeschüttet.

Re: Wasserbauten am Königsgraben 11 Jul 2011 09:38 #1310369919

  • Martin Mende
  • Martin Mendes Avatar Autor
Eine Schleuse am Eingang des Königsgrabens muss bezweifelt werden. Friedrich Holtze schreibt in seiner Geschichte der Befestigung von Berlin, Heft 10 der Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, 1874:
"Am Stralauer Thore verschenkte der König die Wache (das jetzt abgebrochene Haus An der Stralauer Brücke Nr. 1) und baute daneben 1777 das Wasserdruckwerk (bis 1873 dann Pochhammersche Badeanstalt) für die Maschinen der Lagerhaus-Fabriken. Der Hauptgraben wurde zwar im Laufe der Zeit mehr und mehr eingeschränkt, so 1784 von der Spandauer bis zur Herkulesbrücke.
...im Ganzen jedoch ist dieser "Königs" oder "Festungsgraben" in seiner Breite immer noch ansehnlich genug geblieben. Dass er nicht zu einer eben so argen Kloake, wie der südliche geworden, verdankt er dem Umstande, dass er an seinem oberen Ende nicht durch einen Bär verschlossen war und also zur Schiffahrt benutzt werden konnte, um deren Willen später, als sie zahlreiche Industrien, die ihrer bedürften, an die Ufer gezogen hatte, der Wasserlauf geschont werden musste. Der Unterbär wurde weggerissen, als das Wehr der 1785-1786 unterhalb der Spandauer Brücke angelegten Moulinir-Anstalt ihn überflüssig machte; von dieser Zwirnmühle heißt der untere Grabenteil auch Zwirngraben." (S. 98/99).

Re: Wasserbauten am Königsgraben 10 Jul 2011 15:46 #1310305576

  • Thomas Goerke
  • Thomas Goerkes Avatar Autor
In Zedlitz' "Neuestem Conversations-Handbuch für Berlin und Potsdam" von 1834 heißt es dazu (S. 111): "Die Stralauer Brücke, eine kurze, steinerne, größtentheils mit eisernem Geländer versehene Brücke, welche über den Königsgraben führt, wo er von dem Hauptstrom entsendet wird."

Re: Wasserbauten am Königsgraben 09 Jul 2011 08:36 #1310193416

  • Guntram Liebig
  • Guntram Liebigs Avatar Autor
Inzwischen habe ich doch etwas gefunden:
Im "Lexicon von Berlin" von Gädicke (Berlin 1806) heißt es auf Seite 602 unter dem Stichwort "Stralauer Brücke": "... eine hölzerne Zugbrücke mit einer Schleuse über den Stadtgraben".
Das Gefälle an der Schleuse wurde wohl auch zum Antrieb eines "Wasserdruckwerkes" im benachbarten Lagerhaus, dem ehem. "Hohen Haus" genutzt.

Wasserbauten am Königsgraben 08 Jul 2011 17:49 #1310140176

  • Guntram Liebig
  • Guntram Liebigs Avatar Autor
Der Königsgraben war über mehrere Jahrhunderte ein wesenlicher Teil der Berliner Stadtbefestigung. Seine Wasserhaltung, auch der Niveauausgleich zwischen dem am Mühlendamm anstehenden Ober- und Unterwasser, muss Wehre und/oder Schleusen erfordert haben.
Zu deren Standorten habe ich leider in frühen Stadtbeschreibungen und auf alten Plänen keine Hinweise gefunden. Bestimmt weiß dazu jedoch jemand mehr.