Bei dem Trinkgefäß aus dem Berliner Rathaus handelt es sich um einen Vexierbecher, vergoldeter Blechpokal, vom Ende des 17. Jahrhunderts. Der Fuß hat die Form eines Adlers und eines Bären, die sich aufrecht stehend umarmen und küssen. Es soll die Freundschaft zwischen Berlin und Cölln symbolisieren. Auf den Köpfen beider Tiere ruht ein trichterförmiger Becher, dessen Rand aber so tief von durchbrochener Arbeit ist, dass man den Inhalt nicht unmittelbar aus dem Becher trinken kann. Vielmehr steht der etwas offene Boden mit einem durch die Wandung nach dem Rand geführten Rohr in Verbindung, an dessen Tülle man saugen muss, um den Wein zu trinken. Es sind aber noch zwei andere solche Tüllen am Rande, die durch versteckte Röhren mit der Höhlung des Bären und des Adlers in Verbindung stehen, welche Höhlung durch eine Öffnung im Boden mit Wasser gefüllt wird. Der folgende aufgeschriebene Spruch deutet an, worauf es beim Gebrauch des Pokals ankommt: "Wen Adler und der Bär am Thomasfest sich letzen denkt mancher sich auch gern in höhern Stand zu setzen, doch wer die rechte Stell und Ort nicht finden kann, der trifft anstatt des Weins das reine Wasser an". Am Thomastag (21. Dezember) fand alljährlich der Wechsel der Ratsmitglieder statt. Unter dem Fuß des Pokals steht die Jahreszahl seiner Stiftung "1690" und die verschlungenen Buchstaben: R. V. B. C. F. (Räte von Berlin, Cölln, Friedrichswerder).
Das 1893 im Eigentum des Märkischen Museums befindliche Trinkgefäß ist beschrieben und abgebildet in Nr. 11 (Februar 1894) des Monatsblatts der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg "Brandenburgia" auf Seite 225. Das Heft kann in der Bibliothek des Vereins für die Geschichte Berlins eingesehen werden.
Ob sich der Becher in der Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin erhalten hat, kann nur durch eine Anfrage an die Stiftung geklärt werden.