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Allgemeine Fragen zur Geschichte Berlins

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Re: Kampfspuren 02 Okt 2012 09:44 #1349163840

  • Detlef Krenz
  • Detlef Krenzs Avatar Autor
Es ging konkret um eine Wand der Hausburgschule in Friedrichshain. Der ganze Innehof ist von Einschusslöschern übersäht, nur das die meisten zugekleistert wurden. Der Legende nach soll es hier ein Waffenlager gegeben haben bzw. "Fliegende Standgerichte" tätig geworden sein. Zumindesten in der reichhaltigen Literatur zum Thema habe ich bislang keinen Hinweis gefunden. Fenghaus und auch andere meinen wenn sie denn etwas mehr auf den osten Berlins eingehen, meistens die Kämpfe am oder besser um den Bunkerberg FHain, im allgemeinen geht es bei den Westautoren um die Kämpfe im unmittelbaren Zentrum rund um den allseits bekannten "Führerbunker" oder um "Ausbruchsversuche" nach Westen. Die DDR Historiker hatten naheliegenderweise den Blick gen Ostberlin, jedoch auch hier hat sich hier nicht viel gefunden.
Das wenige soll hier wiedergegben sein:
Zur Hausburgstraße: Aus einem Erinnerungsbericht von Emil Dusiska, Mitglied der KPD über den Beginn des Neuaufbaues in Friedrichshain seit dem 24. April 1945 (aus: Junge Welt vom 02.05.1965 ):
„Auf Befehl des sowjetischen Kommandos war gleich nach dem 24.April in dem Teil des Bezirkes Friedrichshain, in dem ich wohnte, mit Aufräumungsarbeiten in den Straßen begonnen worden, kaum daß das Kampfgeschehen in die Innenstadt weitergezogen war. Für uns, die wir schon hinter der Front lagen, war der Krieg zu Ende. Seit dem 25. April während noch Kämpfe um den Friedrichshain-Bunker tobten, waren der Genosse Heinrich Starck und ich bemüht, Verbindung zu uns bekannten Genossen in unserem Bezirk herzustellen. In der Hausburgstraße wurden wir von Faschisten beschossen und von Bewohnern eines Hauses über Hinterhöfe in Sicherheit gebracht. Ende April hatten andere Genossen im Schreiner Hof, Schreiner-/Ecke Voigtstraße. einen Treffpunkt ehemaliger Mitglieder der KPD, des Jugendverbandes und des Arbeitersportes eingerichtet. Ihnen schlossen wir uns mit den von uns Gefundenen an. Das war übrigens die Keimzelle der späteren Unterbezirksleitung der KPD im 5.Bezirk (Friedrichshain) Berlins.“
Zur Situation im Umkreis der Hausburgstraße:
(aus Das Ende der Reichskanzlei Olaf Groehler Dt. Verl. der Wiss., Berlin 1978 S.18)
Dienstag, 24.April 1945:
„Für die Reichskanzlei dämmert ein neuer Katastrophentag. Der Ring um Berlin wird enger. Die Verbindung zur 9.Armee, die am Abend des 23. schon einmal verlorengegangen war, reißt jetzt infolge der Befreiung Bohnsdorfs durch die Rote Armee endgültig ab. In den südöstlichen Stadtbezirken vereinigen sich die Truppen der 1.Belo-russischen mit denen der 1.Ukrainischen Front. Im Norden Berlins stoßen die sowjetischen Truppen über Kremmen und Velten nach Nauen vor. Die Berliner Bezirke Tegel, Wittenau und Reinickendorf im Norden und Rudow im Südosten der Stadt werden befreit. SS-Truppen fliehen aus Niederschöneweide. In Zehlendorf, Tempelhof und Neukölln entbrennen Straßenkämpfe. Aus dem Brückenkopf Schöneweide stoßen sowjetische Truppen bis zum Bahnhof Rummelsburg vor. Die erbittertsten Kämpfe entwickeln sich am Friedrichshain, in der Frankfurter Allee, am Küstriner Platz und am Schlesischen Bahnhof. Die Strategen in der Reichskanzlei setzen an diesem Tag nacheinander drei Stadtkommandanten ab bzw. ein. Ein Generalleutnant Kaether wird diesen Posten wegen Unfähigkeit los. Für einige Stunden ist der knapp dreissigjährige Oberstleutnant Erich Bärenfänger, der seinen Unterstand von der Lichtenberger Normannenstraße in den U-Bahnhof Schillingstraße verlegt hat, Stadtkommandant...“
Ergänzung aus www.ritterkreuztraeger-1939-45.de:
„Im April 1945 wurde er (gemeint ist Bärenfänger) Kampfkommandant des Abschnitts A im Verteidigungsbereich Berlin und später auch des Abschnitts B, was ihm die Beförderung zum Generalmajor am 25. April 1945 einbrachte. Nach einem missglückten Ausbruchsversuch um den 30. April/1. Mai 1945 nahm er sich im Alter von 30 Jahren zusammen mit seiner Frau und seinem Schwager im Keller der Schultheiss-Brauerei unweit des U-Bahnhofs Prenzlauer Berg das Leben.“

Re: Kampfspuren 04 Sep 2012 15:55 #1346766945

  • Carsten Ott
  • Carsten Otts Avatar Autor
Vielleicht kann ich eine Empfehlung geben, das Buch: "Berlin 1945 die Zeit vom 16. April bis 2. Mai" von Wolfgang Venghaus leider keine ISDN Nummer, habs irgendwo mal auf nem Flomarkt gekauft, aber sehr lesenswert. Es geht genau drum das Überlebende der letzten Kämpfe berichten.

Kampfspuren 20 Jul 2012 14:38 #1342787935

  • Detlef Krenz
  • Detlef Krenzs Avatar Autor
Es geht um die Spuren der letzten Kriegstage in Berlin. Genauer um eine Wand, die wegen ihrer Zerstörungen als Zeugnis der Irrsinns jener Tage anzusehen ist.
Nun ranken sich wie in solchen Fällen üblich diverse Legenden um den Gegenstand.
Hielten sich dort NS-Leute auf? Ging es um ein Munitionsdepot? oder wurden dort Menschen erschossen - wildes Standrecht?. Der Ort ist jetzt nicht so wichtig, sondern meine Frage gibt es Kriegstagebücher der letzten Tage hier für Berlin? oder andere Aufzeichnungen, mit deren Hilfe sich evtl. solche Fragen beantworten lassen? Mit den Zeitzeugen für die letzten Tage ist das immer solch eine Sache, wie ich wiederholt feststeleln musste, was ja verständlich ist.
Ich suche also nach schriftlichem.