THEMA:

Sehr geehrter Herr Mende, besten Dank für diese prompten, ausführlichen und präzisen Erläuterungen! Man möchte beinahe fragen: Was wäre das Forum ohne Sie? Msn liest alle Ihre Beiträge stets mit Gewinn, auch wenn sie einen gar nicht betreffen, und insbesondere dann, wenn man als gebürtiger Charlottenburger bzw. Berliner dort nicht mehr wohnt.
Es grüßt Wolfgang Hoffmann

Die Stadt Charlottenburg nahm 1905 ihre Zweihundertjahrfeier zum Anlass, einen freien Wettbewwerb für ein Denkmal auf dem Steinplatz auszuloben. Es sollte an die 1808 erlassene Steinsche Städteordnung erinnern, Grundlage für die Selbstverwaltung der Städte. August Gaul war Sieger der Ausschreibung mit seinem Vorschlag, einen Brunnen mit Gruppen von Pelikanen um einen wasserspeienden Elefanten zu errichten. Weil zwischen einem Elefanten und dem Freiherrn vom Stein keine inhaltliche Beziehung hergestellt werden konnte, begann eine Diskussion, die Christian Morgenstern mit seinem humorvollen Gedicht aufgriff. Das Brunnenprojekt hatte sich durch den Tod von August Gaul 1910 verzögert und erledigte sich durch den Beginn des Ersten Weltkriegs. Nach dem Ende des Krieges fehlten die Mittel für eine derartig üppige Brunnenanlage, sie war auch nicht mehr zeitgemäß. Der trompetende Elefant wurde posthum für den Vertrieb im Kunsthandel in Bronze, 41,5 cm hoch, gegossen.Ein Exemplar befindet sich im Museum der bildenden Künste Leipzig.
Abbildungen des trompetenden Elefanten von August Gaul sind im Internet abrufbar.

Vor 1914 - seinem Todesjahr - schrieb Christian Morgenstern das Gedicht "Vom Stein-Platz zu Charlottenburg":

Den Stein-Platz soll ein Elefant
von Gaul, so hör ich, schmücken;
doch manche schelten dies genant
und finden keine Brücken

vom Elefanten bis zu Stein ,
von Stein zum Elefanten -
und sagen drum energisch nein
zu dem zuerst Genannten.

Und doch! War Stein kein großes Tier?
Ich denke doch, er war es.
Und gilt der Elefant nicht schier
als Gottheit in Benares?

Ihr wackern Richter, laßt den Wert
des Werks den Streit entscheiden!
Der Stein, den uns ein Gaul beschert,
wird seinen Stein-Platz kleiden.

Ihr, die man ein Kulturvolk heißt,
wagt's doch, Kultur zu haben!
Und dankt dem Bildner Stein im Geist
und nicht nach dem Buch-Staben!

Meine Fragen: Hat der berühmte Tierbildhauer August Gaul besagten Elefanten je verwirklicht? Wenn ja: Gibt es ein Bild, und was wurde aus dem Kunstwerk? Wenn nein: Warum und von wem wurde das Vorhaben abgelehnt?

Mit bestem Dank von außerhalb grüßt
Wolfgang Hoffmann