THEMA:

Ulrich von der Heyden hat im Jahrbuch 2011 des Vereins für die Geschichte Berlins das Thema nochmals behandelt: "Koloniale Erinnerungsorte in Berlin in der Zeitkritik - Was uns Straßennamen über ein verdrängtes Kapitel deutscher Geschichte sagen können". Er geht darin auch auf die Umbenennung des Gröbenufers als symbolischen Akt zur Distanzierung von Kolonialismus und Sklavenhandel ein.

Im Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2010 "Berlin in Geschichte und Gegenwart" ist ein Aufsatz von Ulrich van der Heyden und Joachim Kundler enthalten: "Otto Friedrich von der Gröben - abenteuerlustiger Reisender, Schriftsteller und umstrittener Namenspatron des Gröbenufers an der Spree".
Der letzte Absatz soll hier zitiert werden:
"Auf dem Grabstein von Otto Friedrich von der Gröben steht jedenfalls, ganz dem barocken vanitas-Gedanken verhaftet:
²Ich sah alles, was unter der Sonne gelebt und siehe, es war alles eitel².
Ein für einen Abenteurer und Reisenden, der so viel in der Welt herumgekommen war, durchaus passender Grabspruch, der uns auch heute noch in unserer globalisierten Welt stets als Mahnung dienen sollte."

Das historische Gedächtnis wird dabei keineswegs entsorgt. Der Text plus Stele zum Thema Gröben May Ayim ist bereits in Arbeit und wird neben einer Gedenkstele für die Maueropfer im nächsten Jahr aufgestellt. Derzeit arbeiten wir an einer Dauerausstelung zum Ufer, der Industriespree usw. und einer Extraausstellung zum Otto Friedrich, die ebenfalls in den neuen Räumen gezeigt werden wird.

Im Rahmen der Stadtumbauwoche ist am Sonnabend, den 10. Oktober 2009, eine Baustellenbesichtigung der Doppelkaianlage Gröbenufer vorgesehen. Treffpunkt 14 Uhr an der Doppelkaianlage Gröbenufer in Verlängerung der Bevernstraße.
Im Rahmen der Baustellenbesichtigung sollen die historische Entwicklung sowie das zukünftige Nutzungskonzept der Doppelkaianlage Gröbenufer, dem Herzstück des Stadtumbaus am Kreuzberger Spreeufer, anschaulich nähergebracht werden.

Zum Thema "Gröbenufer" haben im Tagesspiegel vom 29. September 2009 nochmals Bernd Matthies (Kolumne Von Tag zu Tag "Duftmarken") und Anna Sauerbrey ("Kreuzbergs nächster Straßenkampf") ihre kritischen Stimmen erhoben. Die Tendenz, das historische Gedächtnis der Stadt sukzessiv durch Umbenennungen von Straßen zu entsorgen, wird bedauert.

For Your Interest oder FYI wie der Ami es nennt:
In Anbetracht klammer Staats- und Kommunen-Kassen, und weiterhin in Anbetracht einer Welt-Wirtschafts-Krise, die lange noch nicht ausgestanden ist, und wo bis heute niemand weiss, in was für einem Weltzustand dies enden könnte, bin ich der Meinung, das Steuergelder weit sinnvoller benutzt werden können, als in solch einer fragwürgdigen Strassen-Umbenennung. Ausserdem frage ich mich, ob die BVV Friedrichshain-Kreuzberg sich ihre Zeit nicht mit Wichtigerem und Sinnvollerem verplempern sollte (Arbeitslosigkeit, Finanzen, usw.).

Als Anwohner des Gröbenufer werde ich den Petitions-Ausschuss anrufen und meinen Protest darstellen. So ein Schwachsinn ! (siehe Schreiben unten, verteilt an alle Anwohner des Gröbenufer)
Es gibt so viele Strassen hier um den Wrangel-Kiez, die die Name von preussischen Militärs tragen, das ist halt unsere -auch nicht von
oppurtunistischen Parteieen zu verleugnende- Geschichte.

Über Antworten und Kommentare darüber freue ich mich sehr !


Bürger-Protest
gegen die geplante Umbenennung des Gröbenufer in May-Ayim-Ufer


Am 27. Mai 2009 hat die Bezirks-Verordneten-Versammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg auf Antrag der Partei „Die Grünen“ beschlossen, das „Gröbenufer“ umzubenennen in „May-Ayim-Ufer“.

Zitat:
„Mit überwältigender Mehrheit ist von der BVV unter großem Beifall der BVV selbst und von den Rängen die Umbenennung des Gröbenufers in May-Ayim-Ufer beschlossen worden, mag es für Außenstehende eine Randnotiz sein, politisch ist es durchaus von Bedeutung“ aus:
www.diegeschichteberlins.de/forum/view.p...rlins&key=1243496948
(Dafür: Bündnis90/Die Grünen, Die Linke, SPD, WASB, Dagegen: CDU, FDP)
Weitere Infos z. B. unter www.ad-hoc-news.de/kreuzberger-groebenuf.../de/Politik/20248782 , www.ber-ev.de/ und
www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/bvv-online/fr010.asp

Als Anwohner protestiere ich gegen die geplante Umbenennung !

Es geht mir dabei nicht um die Person von Frau May Ayim (1960-1996), einer Deutschafrikanerin aus Ghana, und auch nicht um die preussisch-kaiserliche Vergangenheit in Form eines Herrn von der Gröben (1656-1728), dessen Name und Wirken in seiner Zeit für 99.9% der heutigen berliner und kreuzberger Bevölkerung ohne jegliche Bedeutung und ohne jegliches politisches Interesse ist.

Seit 1895 heißt diese Straße Gröbenufer.
Eine solche Umbenennung zerstört ein Stück Stadt- und Kiez-Geschichte.
Die Kosten für die Umbenennung haben ja auch nur die Steuerzahler und die betroffenen Anwohner zu zahlen, nicht die Personen der BVV.

Falls Sie sich an dem Protest beteiligen wollen, dann bitte ausfüllen:
Umbenennung: Name / Adresse Beruf Anwohner seit
۝ Dafür
۝ Dagegen
۝ Ist mir egal Sauer, Uwe
Gröbenufer 3
geb. 1961
Ingenieur 1985


۝ Dafür
۝ Dagegen
۝ Ist mir egal
Gröbenufer ___
geb. 19____

und bitte einwerfen in meinen Briefkasten im Gröbenufer 3 oder Postfach. (es eilt!)